Was ist Sycamore Tree Project? - Prison Fellowship Switzerland - Restorative Justice

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Was ist Sycamore Tree Project?

Sycamore Tree Project

Hintergrund des Programms

Das Sycamore Tree Project® ist ein international anerkanntes Programm von Prison Fellowship International. Seine Geschichte beginnt im Jahr 1995. Damals entwickelte der Direktor des PFI Zentrums für Gerechtigkeit und Versöhnung, Daniel Van Ness, ein anerkannter internationaler Experte für Restorative Justice, ein Programm, bei dem sich Opfer und Strafgefangene unabhängiger Verbrechen trafen, um verschiedene Fragen zu betrachten, die sich für beide Seiten aus den betreffenden Straftaten ergaben. PFI-Mitglieder aus aller Welt wurden konsultiert und beteiligten sich an der abschliessenden Entwicklung des Programms. Der erste Kurs fand 1998 statt, danach wurde das Programm bald in Neuseeland und Großbritannien aufgegriffen. Nach mehr als zehn Jahren Erfahrung mit dem Programm wird es in beiden Ländern auf Vertragsbasis mit dem Staat durchgeführt. Viele Tausend Strafgefangene in diesen Ländern haben an dem Kurs teilgenommen. Er wurde jeweils für die Gegebenheiten anderer Kulturen und Kontexte angepasst und wird heute in mehr als 30 Ländern durchgeführt, und diese Zahl wächst noch immer.

Der Name

Das Sycamore Tree Project® (Maulbeerbaum-Projekt) hat seinen Namen aus der Geschichte von Zachäus, die in der Bibel im Lukas-Evangelium, Kapitel 19, steht. Er war ein korrupter Zöllner und hatte gehört, dass Jesus in seine Stadt kommen wollte. Weil er so klein war, kletterte er auf einen Maulbeerbaum, um Jesus besser sehen zu können. Jesus bemerkte ihn, zeigte, dass er ihn ernst nahm, und ging mit Zachäus nach Hause zum Essen. Die anderen Mitglieder der Gesellschaft waren empört, denn sie hatten schon lange unter seinen Übeltaten zu leiden. Die Begegnung aber veränderte Zachäus‘ Leben, und als Zeichen seiner Verwandlung erklärte er sich bereit, das, was er gestohlen hatte, vierfach zurückzuzahlen und die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben. Zachäus war ein lebendiges Beispiel für Restaurative Justiz in der Antike.

Das Ziel


Das Programm zielt darauf ab Heilung und Wiedergutmachung für alle Beteiligten zu fördern, ein besseres Verständnis und  eine grössere Anerkennung der Folgen von Straftaten zu erzielen, und Versöhnung und Wiedergutmachung als integralen Bestandteil der Justiz zu etablieren.

Der Programm-Ablauf


Der Sycamore Tree-Kurs läuft in Gefängnissen normalerweise für 8 Wochen, unterteilt in 8 Sitzungen von je 2 Stunden. Während des Kurses wird eine Gruppe von Gefangenen aufgefordert gemeinsam mit Opfern von Straftaten zu überlegen, welche Auswirkungen ihre Straftaten auf die Opfer und die Gesellschaft hatten. Der Kurs wird von Mitarbeitern der Prison Fellowship, von ausgebildeten Freiwilligen oder Gefängnisseelsorgern geleitet. Die letzte Sitzung endet mit einer Feier zu der Gäste eingeladen werden. Die Gefangenen haben die Möglichkeit symbolisch Wiedergutmachung zu leisten, häufig in Form von Gedichten, selbst gemachten Geschenken oder manchmal einem Lied, das sie für diese Gelegenheit schreiben.

Während der 8 Treffen überlegen die Teilnehmer was Verbrechen ist, welche Auswirkungen es auf das Leben aller Betroffenen hat, was es bedeutet, Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen, wie Scham und Schuld unser Leben beeinflussen, was Vergebung ist und wer davon profitiert, wie man etwas wiedergutmacht, und was geschehen muss, damit Versöhnung stattfinden kann.

Wer profitiert davon und wie

Strafgefangene finden oft zum ersten Mal in ihrem Leben ein tiefer gehendes Verständnis für die Auswirkungen von Straftaten, die Konsequenzen im Leben der Opfer, aber auch im Leben ihrer Familien und der Gesellschaft. Sie erleben wie auch für ihre Bedürfnisse gesorgt wird und sie ermutigt und unterstützt werden, um aktiv ihre Verantwortung wahrzunehmen, den Schaden wiedergutzumachen und ihre Zukunft zu planen. Sie werden mit Respekt und Würde behandelt.

Die Opfer erhalten eine Stimme um ihr Leid, ihre schmerzliche Geschichte, ebenso auszudrücken wie auch ihre wahren Bedürfnisse und Wünsche im Zusammenhang mit dem Verbrechen, das sie erlitten haben. Sie helfen den Tätern auf ihrem Weg zur Veränderung und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Straftaten. Gleichzeitig werden sie betreut und erhalten auf ihrem eigenen Weg zur Heilung und Wiederherstellung die Unterstützung, die sie brauchen.

Mitglieder der zivilen Gesellschaft können an diesem Programm teilnehmen indem sie sich als Opfer oder Kleingruppenleiter anmelden. Sie profitieren, weil das Programm die Rückfallquote reduziert und auf Frieden und ein sicheres Zusammenleben in der Gesellschaft hinarbeitet.

Zusammenarbeit im Gefängnis


Die Gefängnisseelsorger und -verwaltungen arbeiten aktiv mit den nationalen Prison Fellowship-Organisationen zusammen, in denen das Sycamore Tree Project® angewendet wird. Prison Fellowship Schweiz diskutiert derzeit mit Schweizer Gefängnisseelsorgern die Möglichkeiten, ein Pilotprojekt umzusetzen.

Sycamore Tree Project® ist ein geschützter Begriff, der nur von den Mitgliedern der Prison Fellowship International Association verwendet werden darf.

 
 
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